Menopause

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Genitourinaeres Syndrom der Menopause (GSM)

– Was Sie wissen sollten

Einleitung

Die Wechseljahre sind eine physiologische Phase im Leben einer Frau, gekennzeichnet durch den Rückgang der ovariellen Hormonproduktion, insbesondere von Östrogen. Diese hormonelle Veränderung führt zu zahlreichen körperlichen und psychischen Veränderungen. Eine wichtige klinische Herausforderung in dieser Lebensphase ist das genitourinäre Syndrom der Menopause (GSM).
GSM beschreibt die Vielzahl an Symptomen und klinischen Befunden, die durch Östrogenmangel im Genital- und Harntrakt entstehen. Die Begriffe vulvovaginale Atrophie (VVA) oder atrophische Vaginitis werden häufig synonym verwendet, jedoch bietet GSM einen umfassenderen Rahmen, da auch urologische Beschwerden mit eingeschlossen sind.

Prävalenz

  • GSM betrifft 27–84 % der postmenopausalen Frauen.
  • Erste Symptome treten bei etwa 15 % der Frauen bereits in der Perimenopause auf.
  • Auch andere Schleimhäute können betroffen sein, z. B. die Bindehaut – etwa 72 % der Frauen in den Wechseljahren berichten über trockene Augen.
  • Frauen verbringen durchschnittlich über ein Drittel ihres Lebens in der Postmenopause – ein rechtzeitiges Erkennen und Behandeln von GSM ist daher essenziell.
  • Über 75 % der betroffenen Frauen berichten über negative Auswirkungen auf ihr Sexualleben.

Ursachen

Der Rückgang der Östrogenproduktion führt zu tiefgreifenden anatomischen und funktionellen Veränderungen im Genital- und Harntrakt:

  • Ausdünnung und Verlust der Elastizität des Vaginalepithels
  • Verminderte Durchblutung von Vulva, Vagina und Urethra
  • Reduzierte Kollagen- und Glykogenproduktion
  • Erhöhter vaginaler pH-Wert (über 5,5)
  • Schwächung der lokalen Immunabwehr und Veränderungen des vaginalen Mikrobioms

Östrogenrezeptoren sind in Vulva, Vagina, Harnröhre und Vestibulum besonders zahlreich vorhanden. Der Hormonmangel wirkt sich daher nicht nur auf das Vaginalepithel, sondern auf den gesamten unteren Genital- und Harntrakt aus.

Symptome

Vaginale Beschwerden

  • Vaginale Trockenheit
  • Juckreiz, Brennen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
  • Verminderte Elastizität der Vaginalwand
  • Vaginale Laxität und Tendenz zu Senkungen
  • Ausdünnung und Fragilität des Epithels
  • Gelegentlich leichter vaginaler Ausfluss

Urologische Beschwerden

  • Dysurie (schmerzhaftes Wasserlassen)
  • Dranginkontinenz
  • Häufiges Wasserlassen
  • Nächtlicher Harndrang (Nykturie)
  • Wiederkehrende Harnwegsinfektionen

Sexuelle Funktionsstörungen

  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Geringere Lubrikation
  • Verlust der Libido
  • Einschränkung der sexuellen Spontanität, Beziehungsprobleme

Psychosoziale Auswirkungen

Studien wie die REVIVE-Studie (n = 3.046 Frauen) zeigen:

  • 65 % erleben Einschränkungen in ihrer Sexualität
  • 62 % fühlen sich in ihrer Intimität eingeschränkt
  • 55 % berichten über Beziehungsprobleme mit dem Partner

Diagnostik

Die Diagnostik von GSM umfasst:

  • Anamnese: Aktives Ansprechen ist wichtig, da viele Frauen aus Scham nicht von selbst über die Symptome berichten.
  • Gynäkologische Untersuchung: Beurteilung der Schleimhautdicke, Feuchtigkeit, Elastizität und pH-Wert.
  • pH-Test: Ein vaginaler pH-Wert über 5,5 weist auf einen Östrogenmangel hin.
  • Mikroskopie oder Vaginalabstrich: Optional zur Differenzialdiagnose oder Mikrobiomanalyse.

Therapie

1. Allgemeine Maßnahmen

  • Gesunde Lebensweise (ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität)
  • Vermeidung von Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum
  • Regelmäßige sexuelle Aktivität oder Masturbation zur Förderung der Durchblutung
  • Beckenbodentraining / Physiotherapie

2. Nicht-hormonelle Therapie

Vaginalfeuchtigkeitsmittel und Gleitmittel

  • Wasser-, Silikon- oder Öl-basiert (auf Allergien achten)
  • Symptomatische Linderung, keine ursächliche Behandlung

Hyaluronsäure (Gels oder Injektionen)

  • Verbesserung von Feuchtigkeit und Elastizität

Probiotika, Vitamin D, Vitamin E

  • Theoretisch positiv für das Mikrobiom – wissenschaftlich begrenzt belegt

Vaginaldilatatoren

  • Bei vaginaler Stenose oder Verkürzung infolge Östrogenmangels

Ospemifen (SERM)

  • Orale Therapie mit lokalen östrogenagonistischen Effekten
  • Keine Stimulation von Endometrium oder Brust
  • Verbesserung von Dyspareunie, Lubrikation, Orgasmusfähigkeit, Libido

Lasertherapie (CO₂ oder Erbium-YAG-Laser)

  • Regeneration der Vaginalstruktur durch Kollagenbildung
  • Lang anhaltende Linderung (bis zu 24 Monate)
  • Keine schweren Nebenwirkungen in Studien
  • Noch keine offizielle Empfehlung durch ACOG

3. Hormonelle Therapie

Lokale Östrogenpräparate

  • Vaginaltabletten
  • Vaginalcremes
  • Vaginalringe

Vorteile

  • Rasche Besserung (1–3 Monate)
  • Minimale systemische Aufnahme
  • Keine Endometriumproliferation bei korrekter Anwendung

Systemische Hormontherapie (MHT)

  • Indiziert bei zusätzlichen klimakterischen Beschwerden
  • Kann GSM verbessern
  • Bei isoliertem GSM ist lokale Therapie vorzuziehen

DHEA (Dehydroepiandrosteron)

  • Lokale Anwendung
  • Umwandlung in Östrogene und Androgene vor Ort
  • Verbesserung von Dyspareunie, Lubrikation und Sexualfunktion
  • Keine Endometriumstimulation
  • Gute Datenlage, FDA-zugelassen bei Dyspareunie

Testosteron-Creme

  • Bei GSM in Kombination mit Libidoverlust
  • Derzeit begrenzte Datenlage

4. Innovative Verfahren

Plättchenreiches Plasma (PRP)

  • Experimentelle Methode zur Geweberegeneration

Fäden, G-Shot, Botox

  • Rejuvenation des äußeren Genitalbereichs, wenig Evidenz

Radiofrequenz und hochfokussierte elektromagnetische Energie (HIFEM)

  • Neue Therapieoptionen, derzeit in Erprobung

Prävention

  • Frühe Aufklärung über GSM bereits in der Perimenopause
  • Gesunder Lebensstil
  • Förderung regelmäßiger sexueller Aktivität
  • Ergänzung mit Mikronährstoffen (Vitamin B2, Biotin, Niacin, Vitamin A, Zink, Vitamin B12, Vitamin D, Folsäure, Magnesium)

Fazit

Das genitourinäre Syndrom der Menopause ist weit verbreitet, wird jedoch oft nicht erkannt oder behandelt. Die Beschwerden können die Lebensqualität stark einschränken. Dank zahlreicher Behandlungsmöglichkeiten – von lokalen hormonellen Therapien über nicht-hormonelle Alternativen bis hin zu modernen Technologien wie der Lasertherapie – lässt sich ein individualisierter und effektiver Behandlungsansatz für betroffene Frauen etablieren.
Voraussetzung ist eine offene Ansprache des Themas in der gynäkologischen Praxis.

Die hier dargestellten Informationen dienen der allgemeinen Orientierung und ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit Ihrem Arzt.
Wenn Sie Fragen zu einer möglichen Behandlung haben oder eine individuelle Beratung wünschen, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an Ihren behandelnden Arzt — Dr. med. (ro) Teodosiu.